Führt die Rinderhaltung zur Klimaerwärmung?

Fälschlicherweise wird heute oft behauptet, dass Rinder einen wesentlichen Teil zur Klimaerwärmung beitragen. Bei der Verdauung entsteht eine erhebliche Menge Methan, das in die Atmosphäre entweicht. Methan ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO2, was im Ergebnis dazu führt, dass der Verzehr von Rindfleisch angeblich einen großen Anteil am Klimawandel hat. Vergleichszahlen sagen, dass die Rinderhaltung mehr Klimagase verursacht als der Flugverkehr. Zur Rettung des Klimas wird deshalb teilweise empfohlen, den Verzehr von Rindfleisch drastisch zu reduzieren oder ganz auf Rindfleisch zu verzichten.

Richtig ist, dass Rinder Methan emittieren und dass dieses Gas grundsätzlich klimaschädlich ist. Die Schlussfolgerung, dass weniger Rindfleischverzehr dem Klima hilft, ist trotzdem nicht richtig. Wichtige Faktoren werden nämlich ausgeblendet. Zu den Fakten gehören auch folgende Punkte:

Tatsächlich steigt die Konzentration von Methan und anderer klimaschädlicher Gase in der Atmosphäre seit längerem kontinuierlich an.1 Das hat aber ganz unterschiedliche Ursachen: Den höchsten Beitrag leisten natürliche Feuchtgebiete in den Tropen. Ein großer Anteil entfällt auch auf Nassfelder, auf denen Reis angebaut wird. Weitere Emittenten sind Mülldeponien, Erdöl- und Erdgasförderung – und eben Rinder, wobei hier der Löwenanteil auf Indien zurückgeht, dem Land mit den meisten Rindern. Die weiteren Spitzenplätze belegen China, die USA und Brasilien.2 Rinder aus Deutschland sind also nur für einen verschwindend kleinen Teil der Emissionen von Methan verantwortlich.
Methan baut sich in der Atmosphäre in relativ kurzer Zeit wieder ab (ca. 12 Jahre), anders als CO2, das über sehr lange Zeit in der Atmosphäre verbleibt, nach hunderten von Jahren ist noch mehr als die Hälfte übrig. Ob der Anstieg der Methan-Konzentration in der Atmosphäre von einem erhöhten Ausstoß aus den verschiedenen Quellen liegt oder an einer Störung des chemischen Abbauprozesses, ist wissenschaftlich nicht abschließend erforscht.3
Der Methanausstoß eines Rindes hängt auch von Haltung und Fütterung ab. Umfassende Studien haben gezeigt, dass hier Einsparungspotenziale liegen.4 Es gilt also, genauer hinzuschauen, wo und wie die Tiere gehalten werden und was sie fressen.
Die Weidehaltung von Rindern hat zudem einen positiven Klimaeffekt. Auf den Grünlandflächen entsteht bei nachhaltiger Beweidung Humus, das CO2 im Boden speichert.5
Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland ist Grünland, das als Weide oder Wiese genutzt wird. Häufig lässt sich diese Fläche nicht anderweitig für die Lebensmittelproduktion einsetzen. Das heißt, zur Landschaftspflege und zur nachhaltigen Bewirtschaftung ist eine angemessene Tierhaltung nicht nur vertretbar, sondern geboten. Das gilt übrigens auch für den ökologischen Landbau.6
Quelle: DFV (Deutscher Fleischer-Verband)

 

1 www.umweltbundesamt.de/daten/klima/atmosphaerische-treibhausgas-konzentrationen
2 wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Methan#Quellen
3 www.klimareporter.de/erdsystem/der-unheimliche-anstieg-der-methan-konzentration
4 www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Verkehr/Methan/Hintergrundpapier_Minus-Me-than_Rinderhaltungsformen.pdf
5 www.zv-niederbayern.bayern.de/images/pdf/aktuelles/AnitaIdel_CoEvolution_Grasland__Weidetiere.pdf
6 www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-funktioniert-landwirtschaft-heute/oekolandbau-was-heisst-das